Auch Energie-Sozialtarif weiter auf der Agenda
Das im Bundestag und Bundesrat Mitte Mai verabschiedete zweite Entlastungspaket muss aus Sicht der AWO umgehend erweitert werden. Kleinstrentner, Bezieher von Grundsicherung und auch Familien im Hartz IV-Bezug sollten hierbei besonders bedacht werden. Für sie seien bisher lediglich eine einmalige zusätzliche Zahlung von 200 Euro sowie ein Kinderbonus von 100 Euro vorgesehen. Für die AWO reicht das nicht aus.
„Diese Menschen haben keinerlei finanzielle Reserven. Sie sind jetzt schon gezwungen, sich bei Tafeln und Kleiderkammern anzustellen. Wenn sich die Situation nicht ändert, werden wir im Herbst und Winter eine grundlegende Krise erleben: Alte Menschen, die bei Minusgraden in ihren Wohnungen frieren, Kleinkinder und Jugendliche, die ohne Strom in dunklen Zimmern sitzen, Probleme von Unterernährung", erläutert Thore Wintermann, Vorstand bei der AWO in Oldenburg. Grund hierfür seien die in allen Bereichen weiter steigenden Kosten. Diese Steigerungen würden bisher nicht durch die staatlichen Leistungen abgebildet. Die Anpassung der Regelsätze folge der Inflation zu spät. Wintermann: „Millionen leben deshalb derzeit unter dem staatlich garantierten Existenzminimum."
Gefordert sei nun ein Sozialpaket, das all jene für die kalte Jahreszeit wappnet. „Wir sehen hier Bedarfe von 500 Euro für jeden Leistung- und Grundsicherungsbezieher allein für das Jahr 2022." Gleichzeitig müsse die regelmäßige Anpassung der Regelsätze in allen Bereichen mindestens auf Anfang 2023 vorgezogen werden. „Wirtschaftlich Ärmere dürfen nicht zu endgültig ausgegrenzten Armen werden. Im Gegenteil. Wir müssen jeder und jedem, der sich in dieser Situation befindet, helfen, da rauszukommen", so Wintermann.
Die AWO fordert auch weiterhin vom größten Energieversorger der Region, der EWE, Vorschläge für einen Sozialtarif, der sich gerade an Familien mit Kindern richte. Wintermann hierzu: "Die Energieversorger müssen ihrer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden. Alte und Kinder in kalten und dunklen Wohnungen: So etwas darf es bei uns nie wieder geben."