Das Altenwohnzentrum am Ilseplatz soll bis zum Jahresende geschlossen werden. Das verkündete die AWO Weser-Ems Ende Juli. Maßgabe war hierbei, dass alle Bewohner*innen seitens der AWO begleitet werden, bis sie einen Pflegeplatz gefunden haben. Trotzdem geriet der Träger von verschiedenen Seiten aus in die Kritik. Man stelle das Wirtschaftliche vor das Soziale. Man solle die Schließung nochmals überdenken.
Die AWO antwortete auf die kritischen Töne mit dem Versprechen, das Thema nochmal im eigenen Gesamtvorstand zu diskutieren. Dies ist am 28. August 2020 erfolgt. Ergebnis ist, dass die AWO an der Schließung festhält, wie sie im Anschluss an die Sitzung mitteilte. Man sei wiederholt alle Punkte durchgegangen und habe die örtliche Kritik sehr ernst genommen, heißt es. Trotzdem könne man vor dem Hintergrund der geltenden Rahmenbedingungen nicht anders entscheiden.
„Wir haben hier genau abgewogen“, so Harald Groth, Vorsitzender des AWO Bezirksverbandes. „Die personelle Situation in einer so kleinen Einrichtung ist strukturell angespannt. Ausfälle zum Beispiel durch Krankheit können nur aufwendig aufgefangen werden. Überstundenberge und eine wachsende Unzufriedenheit der Belegschaft sind dann aber die Folge. Das konnten wir nicht länger verantworten. Die gesetzlichen Rahmenbedingungen lassen den Betrieb solch einer Größe nur bei äußerst fragwürdigen Arbeitsbedingungen zu. Auch hier mussten wir klar Stellung beziehen. Wir sind uns unserer sozialen Verantwortung bewusst. Uns schmerzt es, dass wir den Standort aufgeben müssen. Die Alternative wären stark erhöhte Eigenanteile und unsoziale Arbeitsbedingungen gewesen. Das galt es abzuwägen“, erläutert Groth die Situation.
Dennoch sei man Nordenham und der nördlichen Wesermarsch als Träger eng verbunden. Die große Einrichtung am Carl-Zeiss-Weg, die Hilfen bei Lern- und Leistungsstörungen oder auch die Familienberatungsangebote stünden in keiner Weise zur Diskussion. Das Gegenteil sei der Fall. Man prüfe momentan, ob eine Erweiterung des Altenwohnzentrums am Carl-Zeiss-Weg mittelfristig möglich sei. Für eine Nachnutzung der Immobilien im Sinne altersgerechter Wohnformen im Quartier werde man sich stark machen.