Außergewöhnliche Architektur am Wald mit großzügigen Zimmern / Fertigstellung für 2027 geplant
AURICH. Rundum versorgt im Kreis der Gemeinschaft: Das ist keine hohle Phrase, sondern wortwörtlich das, was die AWO Weser-Ems schon bald zwischen Popenser und Marie-Juchacz-Straße umsetzen wird. Auf dem dreieckig anmutenden Grundstück unweit des eigenen Altenwohnzentrums entsteht voraussichtlich bis 2027 ein Rundbau, der in der Region nicht nur optisch Maßstäbe setzen wird.
Bereits vor vier Jahren wurden erste Konzepte für einen modernen, gleichsam außergewöhnlichen Bau in Aurich erstellt – schließlich ist die bisherige Einrichtung zwar zweckmäßig aufgestellt und nach mehr als einem halben Jahrhundert vor Ort auch ein echtes Urgestein in Popens, entspricht allein aufgrund Ihres Alters dann aber kaum mehr heutigen Ansprüchen. „Vor vielen Jahrzehnten waren die Anforderungen an ein Altenheim sicherlich ganz anders gelagert", so Thomas Elsner (Vorstandsvorsitzender der AWO Weser-Ems), „aber nicht nur aufgrund demographischer Aspekte und der fortwährenden Anforderungen in der Pflege, sondern auch wegen der ganz individuellen Erwartungshaltung gehen wir mit der Zeit und setzen Stück für Stück unsere Pläne um".
Für Aurich bedeutet dies unter anderem: Weg vom Doppel-, hin zum großzügigen Einzelzimmer. Derer rund 100 mit einer Größe von jeweils 25 Quadratmetern inklusive barrierefreiem Duschbad sind im dreigeschossigen Rundbau integriert. Ebenso gibt es einen lichtdurchfluteten quadratischen Innenhof, einen „Raum der Sinne", einladende Gemeinschaftsflächen in allen Geschossen und ein Außengelände für eine Vielzahl von Aktivitäten und Entspannungsmöglichkeiten im sicheren Umfeld. „Unter dem rein pflegerischen Aspekt bringt dieses Gebäude viele Vorteile mit sich", so Susanne Ohlf – seit 2023 Einrichtungsleiterin im Hermann-Bontjer-Haus und künftig dann im Neubau, „unter anderem ermöglicht die Geometrie des Hauses einerseits kurze Wege für eine ökonomischere Arbeitsorganisation, andererseits können sich demenziell erkrankte Bewohner*innen mit Hinlauftendenzen hier auch frei bewegen. Durch die harmonische Ausgestaltung und das synergetische Miteinander im dann neuen Betrieb werden hier aber auch ganz bestimmt besondere Gemeinschaftsgefühle bei allen Beteiligten freigesetzt werden".
Ökonomische Fortschritte auf der einen, ökologische auf der anderen Seite: Ganz im Sinne der strengen selbst auferlegten AWO Nachhaltigkeitsziele bei Neubauten, entsteht in Popens ein KfW-40-Energieeffizienzgebäude, in dem Wärmepumpen mit Geothermie und Photovoltaik eingesetzt werden. „Wir haben die notwendigen Finanzierungs- und Refinanzierungszusagen zum Bau vorliegen, der Bauantrag wird zeitnah erfolgen. Sprich: Wir versuchen noch in diesem Jahr den Grundstein für unser 5000 Quadratmeter großes Gebäude zu legen", sagt Christoph Fehringer, kaufmännischer Vorstand der AWO Weser-Ems.
„Mit diesem innovativen Gebäude in Aurich schaffen wir nicht zuletzt dank der vertrauensvollen Zusammenarbeit mit Stadt und Landkreis neue Möglichkeiten zur konzeptionellen fachlichen Weiterentwicklung unter dem Aspekt des neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffs", sagt Thomas Elsner und verweist damit auch auf hier eingeplante neue Pflegeausbildungsräume für Auszubildende, weitere Optionen zur Arbeitsorganisation oder auch eine moderne Ausgestaltung von Räumlichkeiten und Angeboten für Mitarbeitende. „Ich bin bester Dinge, dass dieses auf dem Papier allemal herausragende Gebäude in gut zwei Jahren auch in der Region - bei aktuellen und künftigen Bewohner*innen wie Mitarbeitenden, Angehörigen und in der Nachbarschaft – für viel Beachtung sorgen wird."
Am Mittwochmittag wurden die Mitarbeitenden des Hermann-Bontjer-Hauses über die weitere Planung informiert. „Ich bin sehr glücklich, dass wir in nun absehbarer Zeit allen Beteiligten ein Mehr an Qualität und Möglichkeiten bieten können – das motiviert zusätzlich, die bestmögliche Bewohnerversorgung in Einklang mit der Wirtschaftlichkeit zu bringen um der Einrichtung eine sichere Zukunftsperspektive zu ermöglichen", so Ohlf. Derzeit werden verschiedene Optionen für eine mögliche Weiternutzung des Bestandsgebäudes, aber auch für das nähere Umfeld eruiert.
Glossar
Hinlauftendenzen: Hierbei handelt es sich um eine Verhaltensweise, die oftmals bei Menschen mit einer dementiellen Erkrankung auftritt. Betroffene machen sich „auf den Weg" zu einem erhofften Ziel oder einer mutmaßlich zu erledigenden Aufgabe. Diese Fehleinschätzung, kombiniert mit Bewegungsdrang, kann ein Risiko darstellen, wenn sich die Person von der Einrichtung entfernt. Der geplante Ringbau mindert diese Gefahr deutlich. Für Außenstehende stellt sich dieses Verhalten oftmals als Orientierungslosigkeit oder vielmehr Weglauf-Szenario dar, dies trifft allerdings nicht die echte Motivation.
KfW 40: Hierbei handelt es sich um einen energieeffizienten Baustandard mit erhöhten Anforderungen, insbesondere an die Gebäudehülle und den Energiebedarf. Die Wärmeerzeugung erfolgt über den Einsatz von erneuerbaren Energien beispielsweise über Wärmepumpen – die Nutzung von Öl-, Gas- oder Biomasse wird ausgeschlossen. Strom wird zudem über eine Photovoltaikanlage erzeugt. Wärmeverluste werden durch den Einsatz einer mechanischen Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung maßgeblich reduziert.
WEITERE INFORMATIONEN ZUM THEMA
Das AWO Hermann-Bontjer-Haus in Aurich ...
... verfügt aktuell über rund 110 Plätze für Seniorinnen und Senioren in 72 Einzel- und 19 Doppelzimmern. Da Pflege keine Frage des Alters ist, sind auch jüngere Menschen mit Pflegebedarf in der Einrichtung daheim. Diese ist ein Treffpunkt für Jung und Alt und genießt in Aurich eine große Wertschätzung. Es gibt Gäste-Appartements für Angehörige in Ausnahmesituationen, auch ein Probewohnen ist vor Einzug möglich. Das Haus ist direkt an das Netz des Öffentlichen Personennahverkehrs angebunden und damit sehr gut erreichbar.
Der AWO Bezirksverband Weser-Ems ...
... bietet mit seinen über 4000 Mitarbeitenden zwischen Nordsee und Osnabrücker Land soziale Dienstleistungen in rund 80 Einrichtungen rund um Pflege, Kinderbetreuung, psychosoziale Teilhabe und Beratung an. Als politischer Verband vertritt dieser die Interessen der Menschen in der Region und setzt sich für eine demokratische und gerechte Gesellschaft ein. Beteiligungs- & Spendenmöglichkeit: https://www.awo-ol.de/Aktuelles-Presse/Spenden/
Die Arbeiterwohlfahrt ...
...gehört zu den sechs Spitzenverbänden der Freien Wohlfahrtspflege. Bundesweit wirken in ihr über 300.000 Mitglieder, mehr als 72.000 ehrenamtlich Engagierte und 242.000 hauptamtliche Mitarbeiter*innen, um in unserer Gesellschaft bei der Bewältigung sozialer Probleme und Aufgaben mitzuwirken und den demokratischen, sozialen Rechtsstaat zu verwirklichen. Mehr zu Jobs und Menschen: https://www.awo-ol.de/AktuellesPresse/Podcast/