Johannes Bichmann hält Bewohnerinnen und Bewohner der AWO Einrichtung am Zwischenahner Meer für Ausstellung auf Trab
"... nun bitte lächeln! Uuund einmal böse schauen! Ins Licht gucken! Die Kette gerade rücken, dann die Hände neben die Wange! Und locker lassen! Ja, du bist toll!"
Im wahrsten Sinne ganz schön beschäftigt hat Fotograf Johannes Bichmann am vergangenen Mittwoch (13. Dezember) die Bewohnerinnen und Bewohner der AWO-Einrichtung am Zwischenahner Meer: In Zusammenarbeit mit Bichmanns „Soul-Photo" und der Gemeinde Bad Zwischenahn sind hier bei einer vormittäglichen Fotosession zahlreiche wunderbare Portraits entstanden. Sie sollen in naher Zukunft nicht nur im Hause selbst ausgestellt werden, sondern auch an anderen Orten in der Gemeinde zur Geltung kommen – so beispielsweise vom 12. September bis zum 8. November 2024 im Zwischenahner Rathaus als Teil einer einrichtungsübergreifenden Ausstellung.
„Die Arbeit mit Seniorinnen und Senioren ist erfrischend, weil es eine Generation ist, die noch nicht durch Social Media und Selfies verdorben ist, die nicht tagtäglich damit zugeschüttet wird", erzählte Bichmann am Rande des für alle Beteiligten aufregenden Termins, „in dieser Altersgruppe sind Fotos noch etwas wirklich Besonderes".
Bei der Fotosession im Haus an der Seestraße kamen Bewohnerinnen und Bewohner wie Mitarbeitende in den Genuss eines echten „Model-Shootings" – Bichmann hat trotz seiner noch jungen 36 Lenze eine spannende Vita vorzuweisen, war demnach bereits Fashion-Fotograf auf den Philippinen und Freelancer in Los Angeles. „Da er nach drei Jahren Hollywood immer noch nicht reich und berühmt war und seine Wurzeln ihn riefen, packte er seine Sachen und nahm die Zeit als Erfahrung mit", heißt es dort charmant. Gut für den Norden, gut für Bad Zwischenahn und gut für die Teilnehmenden dieser nachhaltigen Foto-Aktion am Mittwoch. Bichmann wird für das Gemeinde-Projekt und seine Ausstellung zwar noch weitere Alten-Einrichtungen in Bad Zwischenahn besuchen, die Erlebnisse im AWO Haus aber werde er so schnell nicht vergessen: „Die Stimmung war einfach bemerkenswert, die Rückmeldungen sind ganz wunderbar. Für die meisten ist diese Art des Settings etwas ganz Neues, sie haben vielleicht mal Studiofotos zur Hochzeit oder für den Pass machen lassen. Aber einfach Quatschbilder und schöne Portraits mit einem jungen Fotografen?" Nein, das war für die meisten neu. Der Laune tat's indes keinen Abbruch, im Gegenteil – findet auch Einrichtungsleiterin Christin Golletz. „Unsere Bewohnerinnen und Bewohner sind teils richtig aus sich heraus- und vor der Kamera regelrecht aufgegangen, das war herrlich zu sehen und hat mich tatsächlich wahnsinnig berührt."
Das wiederum dürfte Bichmann nicht sonderlich wundern. Sein auf Dauer angelegtes und bereits viel beachtetes Ausstellungsprojekt „Das Leuchten des Alters" hat schon viele Seniorinnen und Senioren, aber auch deren Angehörige gleichermaßen zum Innehalten und Strahlen gebracht. Dies alles vor einem durchaus ernsten Hintergrund: „Mir ist wichtig, dieser Generation mehr Sichtbarkeit zu verschaffen. Menschen verschwinden hier nicht einfach hinter den Einrichtungsmauern, sie werden dort tagtäglich umsorgt, gehört und gesehen. Aber eben nur noch von sehr wenigen anderen Menschen. Mit meinen Bildern möchte ich Erinnerungen an all diese Persönlichkeiten schaffen – also echte Fotos für echte Menschen."
Ein „Making-of"-Video haben wir auf unserem Youtube-Kanal hinterlegt:
