Auszeichnung zum Jubiläum des Bezirksverbandes Weser-Ems vergeben / Weitere Ehrungen für Kinderlachen Oldenburg e.V. und Freie Turnerschaft Groß-Midlum
Von Armut bedroht. Isoliert. Allein gelassen. Immer mehr Bürgerinnen und Bürger Niedersachsens leben mit diesem Wissen oder mindestens in solch belastender Gefühlslage. Der AWO Bezirksverband Weser-Ems hat deshalb in seinem Jubiläumsjahr einen dotierten Engagementpreis für Projekte ausgeschrieben, die diesem gesellschaftlichen Trend entgegenwirken. „Und es sind erfreulich viele", sagt Thore Wintermann, Vorstand Verband und Politik der AWO, „derer drei wollen wir nun mit unserem Preisgeld unterstützen und damit einen Teil zum Erhalt dieser wunderbaren ehrenamtlichen Arbeit leisten." Dies gilt insbesondere für das Projekt „MOKU – Mobile Kulturbegleitung", das eine Jury aus Politik, Ehrenamt und der AWO aus den Bewerbungen hervorgehoben hat.
„Einsatz für Zusammenhalt – Gegen Armut und Einsamkeit": Dass es sich beim neuerlichen Wettbewerbsaufruf fast um ein inhaltliches Duplikat der 2021er Ausschreibung handelt, ist kein Planungsfehler. „Die schwerwiegendsten Auswirkungen der Corona-Pandemie liegen zwar hinter uns, die Folgen sind aber nach wie vor erlebbar", sagt Thore Wintermann. „Wo wir auch hinschauen, erleben wir unbeabsichtigte, willkürliche oder – schlimmer noch – ganz bewusste Isolation von Menschen. Von Alten, von noch Fremden, von Menschen, die etwas zu sagen haben oder nichts mehr sagen wollen. Diese Wellen von Egozentrik und Ignoranz fluten nach wie vor durch unsere Gesellschaft", so der Vorstand Verband und Politik im AWO Bezirksverband Weser-Ems, „wenn wir aber das so wichtige Miteinander und Füreinander bewahren wollen, braucht es Wellenbrecher und Rettungsboote – so wie beispielsweise jene Vereine und Organisationen, die sich um unseren Engagementpreis beworben haben."
Die jetzt mit einem Geldpreis ausgezeichneten Projekte und Gruppen eint das selbstlose Engagement für Mitmenschen, die den Anschluss an die Gemeinschaft zu verlieren drohen. Mit ihrer Initiative und ihrem Einsatz sind sie ein Anker, sozial oder finanziell.
Die von einer Jury ausgewählten Projekte des AWO Engagementpreises 2023:
Platz 1: MOKU - Mobile Kulturbegleitung
„Kulturelle Teilhabe trägt zum sozialen Zusammenhalt in Deutschland bei und ist ein wichtiger Motor der Integration in unserer Gesellschaft" – so hat es das Staatsministerium für Kultur und Medien hinterlegt. Und eben dies hat sich auch „MOKU" (die Mobile Kulturbegleitung für den Landkreis Grafschaft Bentheim, Lingen und Rheine) in großen Lettern auf die Fahne geschrieben. Menschen, die nicht mobil sind, oder ungern eine Veranstaltung alleine besuchen wollen, soll hier eine Möglichkeit gegeben werden, in Begleitung an verschiedenen kulturellen Ereignissen in der ganzen Grafschaft teilzunehmen. Die „Kundinnen und Kunden" werden zu Hause abgeholt, die Vorstellung hindurch begleitet und am Ende auch wieder nach Hause gebracht. Für Thore Wintermann, Vorstand Verband und Politik des AWO Bezirksverbandes Weser-Ems, ist das nicht nur ein „äußerst charmanter Weg der kulturellen Teilhabe", sondern auch „ein gesellschaftlich beachtens- und nachahmenswerter Akt der Nächstenliebe und Solidarität". Das gilt vor allem für Menschen ab 60 Jahren und Menschen mit körperlichen Handicaps in den ländlichen Bereichen, die MOKU hier ebenso bedient.
2010 wurde das Projekt von Renate Bremer und vier weiteren ehrenamtlich tätigen Frauen in der
Grafschaft Bentheim ins Leben gerufen, mittlerweile hat es sich zu einem kreis-, ja
länderübergreifenden Netzwerk ausgedehnt. Aktuell sind rund 25 Kulturbegleitende ehrenamtlich im Sinne der MOKU im Einsatz – sie erhalten ein jährliches Fortbildungsangebot und werden durch
Fachleute im Umgang mit Beeinträchtigungen des Bewegungsapparates geschult, besitzen aber auch Kenntnisse des gewünschten Veranstaltungsortes sowie dessen spezielle Anforderungen. Für die jährlich etwa 100 Veranstaltungsbesuche erhalten die Ehrenamtlichen Freikarten, so dass keinerlei Kosten für sie entstehen und das Vergnügen im Vordergrund steht. Weitere Informationen und Kontaktmöglichkeiten unter https://www.moku-grafschaft.de/
Platz 2: Kinderlachen Oldenburg e.V.
Trost-Teddys verschenken, Ausflüge in Zoo und Feuerwache oder auch der Verkauf eines alten VW
Käfers für den guten Zweck – das sind nur einige der vielen ehrenamtlichen Aktivitäten des Vereins
Kinderlachen Oldenburg, der vor rund siebeneinhalb Jahren mit dem Ziel gegründet wurde, „Kindern aus sozial schwachem Umfeld ein paar schöne Stunden zu bereiten". Ein Stück Leichtigkeit und etwas Normalität ermöglichen, soziale Unterschiede verschwinden lassen, Kindern die Freiheit geben, Kind sein zu dürfen – so lautete die Grundvoraussetzung im April 2016. „Es geht nicht darum, die Welt zu ändern oder soziale Ungerechtigkeiten auszumerzen – solche Zielsetzungen wären utopisch", heißt es hier. Allerdings gelinge es dem Team von Kinderlachen e.V. „sehr wohl, die Welt von vielen kleinen Mitmenschen für Stunden zu bereichern". Das schließe ausdrücklich erkrankte wie geflüchtete Kinder mit ein: „Kein Kind kann die Umstände seiner Kindheit wählen oder ändern. Hier liegt die Verantwortung der Gesellschaft zu unterstützen und zu helfen." Daran hat sich bis heute nichts geändert. Große Wohlfahrtsverbände, Organisationen (wie die Stiftung Hospizdienst oder Begegnungszentren) und Einrichtungen wie die VHS oder Kitas sind mit Kinderlachen e.V. verbunden, lokale und regionale Unternehmen aus der Wirtschaft unterstützen dazu finanziell – wohlwissend, dass Zeit- und Geldspenden, aber auch Pfandspenden ihre Zielgruppe erreichen. „Vorurteilsfrei und tolerant hier Solidarität zu zeigen, Gleichheit und Gerechtigkeit auf diese Weise vorzuleben – das entspricht in vollem Umfang unseren Wertevorstellungen und AWO Leitsätzen", so Thore Wintermann zur Nominierung des Oldenburger Vereins. Weitere Infos unter https://kinderlachen-oldenburg.de/
Platz 3: Angebote der Freien Turnerschaft Groß-Midlum 1985
Im ostfriesischen Groß-Midlum (Krummhörn, Gemeinde Hinte) ist die Freie Turnerschaft beheimatet, hier wird für die rund 800 Einwohner*innen und umzu Fußball, E-Dart oder auch Wirbelsäulengymnastik angeboten. Das klingt überschaubar, tatsächlich aber zählt der Verein fast 500 Mitglieder. Und die treiben eben nicht nur Sport vor Ort, sondern geben und erhalten gleichermaßen Orientierungshilfe wie Hoffnung auch in anderen Lebensbereichen, so beispielsweise durch regelmäßige Typisierungsaktionen und Unterstützung von Leukin – dem Verein zur Hilfe Leukämiekranker Kinder. 2019 wurde die Partnerschaft beider Vereine nach langjähriger freundschaftlicher Beziehung dann auch offiziell beurkundet und insbesondere Ende vergangenen Jahres, als die Turnerschaft mehr als 21.500 Euro an Leukin und die Deutsche Krebshilfe gespendet hat, auch eindrucksvoll unterstrichen. „Absolut beeindruckend", sagt auch AWO-Vorstand Thore Wintermann, „man könnte dem Irrglauben erliegen, dass nur in großen Vereinen mit großem Angebot in großen Städten auch derart Großes für die Gemeinschaft geleistet werden kann – am Beispiel der Turnerschaft sehen wir aber, dass es nicht auf die Größe der Ortschaft ankommt, sondern auf die Größe der Herzen aller Beteiligten. Daher sind sie völlig zu Recht auf der Nominierungsliste verzeichnet." Weitere Informationen: https://www.ft-gross-midlum.de/
Zum Hintergrund
Zum wiederholten Mal hat der Bezirksverband der AWO Weser-Ems außerordentliche Projekte im Verbreitungsgebiet, die den eigenen Grundwerten entsprechen, ausgezeichnet und mit einem Geldpreis zur Fortführung der beeindruckenden Aktivitäten belohnt. Im Jahr 2021 wurde der Engagementpreis zum Thema „Wenn aus Nähe Distanz wird" verliehen.