50-jähriges Bestehen der AWO Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Eltern mit Praxis für Sprachtherapie in Aurich
Seit mehr als 25 Jahren werden Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit unterschiedlichsten Beeinträchtigungen der Sprache und des Sprechens behandelt, doppelt so lang schon werden sie hier in innerfamiliären Problemlagen und ganz individuellen Lebensfragen beraten und unterstützt: Ob nun Hilflosigkeit und Verzweiflung oder Streit und Spannungen – das Team um Einrichtungsleiter Stefan Eilers weiß in den meisten Fällen direkt Rat, kennt und empfiehlt aber mindestens die richtigen Anlaufstellen.
Am Freitag (22.11.) war hingegen die Einrichtung am Georgswall selbst die goldrichtige Anlaufstelle, wurde hier doch das 50-jährige Bestehen mit Gästen gefeiert – darunter vom Amt für Jugend und Soziales Leiter Michael Müller und Lilia Liebert (Abteilungsleiterin Jugendhilfe), darunter aber auch Dr. Edith Ulferts (stv. Bürgermeisterin Aurich) und Uwe Weber, stellvertretender Vorsitzender des Präsidiums im AWO Bezirksverband Weser-Ems. Letzterer hob in seiner Rede den herausfordernden Einsatz während der Corona-Pandemie hervor, aber auch den offenkundig erheblichen Bedarf an Beratung – schließlich nutzten allein im vergangenen Jahr über 600 Personen das Angebot am Georgswall.
Eines, das trotz aller wissenschaftlichen Erkenntnisse, zahlloser Erziehungsratgeber und nicht zuletzt massiver Stützen durch Kommunen und privater Träger wie auch eben der AWO nach wie vor nicht nur gesellschaftlich bedeutend ist, sondern scheinbar nötiger denn je. „Und weil es immer so gut mit uns geklappt hat, sind wir immer noch da", sagte Eilers – und unterstrich seine Begrüßung mit warmen Worten für die Belegschaft, aber auch Anekdoten aus den Anfangszeiten der Einrichtung, hier insbesondere aus alten Dokumenten. „Es gelingt nicht, bei den Eltern eine Einsicht in die Notwendigkeit einer Verhaltensänderung bei sich selbst zu erzielen", zitierte er da aus einem Bericht von 1974, „der Vater ist nicht zur Zusammenarbeit mit der Mutter und uns bereit, nur ganz selten ist auch der Vater im Erstgespräch anwesend". Worte, die während einer fröhlichen Jubiläumsveranstaltung kaum erwartet würden, hier aber durchaus Wirkung zeigten.
Denn dass die Beratungsstelle bis heute das „Eltern" mit im Titel trägt, kommt nicht von ungefähr. Stefan Eilers verwies hier mit eindrücklichem Beispiel auf einen der Elternkurse im Portfolio: „Die Idee hinter dem Modul der Selbstfürsorge: Wenn es den Erwachsenen gut geht, sind sie auch in der Lage, sich um die Kinder zu kümmern – ähnlich wie in der Ersten Hilfe. Also sichere dich zuerst selbst, dann kannst du auch anderen helfen."
Genau das scheint den Charme, aber eben auch den jahrzehntelangen Erfolg der AWO Beratungsstelle auszumachen. Das – oder vielleicht doch auch jene Attribute, die Stefan Eilers über die Mitarbeitenden der Einrichtung und deren Arbeit herausstrich: „Herzblut, Expertise und Menschlichkeit – gewiss nicht durch mich, ich bin ja noch gar nicht so lang dabei, sondern erst im 18. Jahr in der Leitung ..."
Michael Müller, Leiter des Amtes für Jugend und Soziales, bestätigte: „Wir haben seit 50 Jahren als Landkreis Aurich einen beständigen wichtigen Partner, der für uns diese Beratungsleistung erbringt, da sind wir ganz stolz drauf. Wir wissen, wenn wir auf sie zukommen und neue Angebote aufgrund geänderter Lagen benötigen, dann wird uns hier etwas angeboten. Und es ist richtig toll, dass wir so nah miteinander arbeiten können." Müller ergänzte: „Dabei haben wir allein in den vergangenen drei Jahren zusammen schon ganz viel anders gemacht als davor – wir bleiben mit ihnen auf der Höhe der Zeit und gerne ihr Partner wie ihr Kostenträger!"
Auch Dr. Edith Ulferts wusste schon im Vorfeld, „dass diese Einrichtung richtig tolle Arbeit leistet" und den Bürgerinnen und Bürgern in fast jeder Situation einen Eingang und Lösungen anbiete. Schließlich zitierte sie Goethe: „Um Guts zu tun, braucht's keiner Überlegung. Sie machen es hier!"
50 Jahre Beratung, und lang noch nicht am Ende der Entwicklung: Da gesellschaftliche Probleme und familiäre Krisen auch künftig nicht ausgeschlossen werden können, setzen Stadt und Kreis auch künftig auf die AWO Beratung ebenda – „und das noch viele viele weitere Jahre, die darauf folgen werden", so Müller abschließend.
WEITERE INFORMATIONEN ZUM THEMA
Die AWO Beratungsstelle ...
...wird seit April 2007 von Stefan Eilers geleitet – er ist der erst vierte Lenker dieser Einrichtung. Frühere Standorte befanden sich in der Esenser Straße 2 (1977-2001) und am Lazarettweg 3 (1974-1976). In Großefehn (seit 2015) und Wiesmoor (seit 2019) gibt es weitere Außenstellen. 9 Mitarbeitende wirken aktuell in der Beratungsstelle. Alle Beratungsangebote für Eltern, Kinder und Jugendliche sind kostenfrei, Gesprächsinhalte werden vertraulich behandelt. Dies gilt auch für die hier integrierte Vertrauensstelle gegen Gewalt. Frühzeitig bestand eine enge Zusammenarbeit mit dem Frauenhaus. Mehr noch: Das Angebot richtet sich gleichermaßen an Erzieher*innen, Lehrer*innen und andere externe Personen, die sich um ein Kind in ihrer Nähe sorgen.
Der AWO Bezirksverband Weser-Ems ...
... bietet mit seinen weit über 4100 Mitarbeitenden zwischen Nordsee und Osnabrücker Land soziale Dienstleistungen in rund 80 Einrichtungen rund um Pflege, Kinderbetreuung, psychosoziale Teilhabe und Beratung an. Als politischer Verband vertritt dieser die Interessen der Menschen in der Region und setzt sich für eine demokratische und gerechte Gesellschaft ein.
Die Arbeiterwohlfahrt ...
...gehört zu den sechs Spitzenverbänden der Freien Wohlfahrtspflege. Bundesweit wirken in ihr über 300.000 Mitglieder, mehr als 72.000 ehrenamtlich Engagierte und 242.000 hauptamtliche Mitarbeiter*innen, um in unserer Gesellschaft bei der Bewältigung sozialer Probleme und Aufgaben mitzuwirken und den demokratischen, sozialen Rechtsstaat zu verwirklichen.