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Streiten, Schubsen, Kneifen: Völlige Deeskalation!


05. Juni 2024

Häufigere Krisensituationen - AWO-Mitarbeitende zu Trainer*innen ausgebildet

WESER-EMS. In Krisensituation einen kühlen Kopf bewahren, wertschätzend mit Bedacht agieren und nicht gleich Gleiches mit Gleichem vergelten – das scheint gesellschaftlich immer wichtiger zu werden. Insbesondere im Umgang mit Klient*innen – jung oder älter, schwer krank oder kurzzeitig "außer Kontrolle" – ist Deeskalation in Wort und mitunter auch Tat das Gebot der Stunde.

Für die AWO Trialog Weser-Ems haben sich nun einige Mitarbeitende erfolgreich nach dem PART-Konzept (Professional Assault Response Training) schulen lassen. Sie werden künftig selbst als Trainer*innen ihr Wissen wie Können für und in Ausnahmesituationen weitergeben und so für mehr Sicherheit am Arbeitsplatz sorgen.

„Wir bekämpfen nicht aggressive Menschen, sondern wir begleiten sie professionell durch eine Krise": So steht's auf einem von vielen Denkanmichs – kleine Kärtchen mit wichtigen Merksätzen, derer sich die neuen PART-Trainer*innen der AWO Trialog Weser-Ems bestenfalls regelmäßig erinnern mögen. „Wahrhaft siegt, wer nicht kämpft" und „Es geht nicht um die Beherrschung eines Gegners, sondern um die Reduzierung von Verletzungsgefahr" ist auf anderen Karten vermerkt. Was Unbeteiligten im ersten Moment wie ein netter Küchenkalenderspruch erscheinen mag, hat für Betroffene in Krisenmomenten doch weitaus tiefere Bedeutung – und kann tatsächlich zur Entschärfung einer Situation beitragen.

„Seit einigen Jahren erkennen wir eine Zunahme von aggressivem Verhalten und vermehrter, mitunter massiverer Übergriffe im dienstlichen Alltag", sagt Janne Koch (Prokuristin bei der AWO Trialog Weser-Ems), „unabhängig von der gesamtgesellschaftlichen Suche nach den Ursachen müssen wir unsere Mitarbeitenden absichern, haben gleichsam aber auch den Auftrag, unsere Klientinnen und Klienten zu schützen – daher haben wir uns zur Zusammenarbeit mit PART entschieden."

Das mehrtägige Seminar aus analogen und digitalen, theoretischen und praktischen Einheiten ist eine wertvolle Ergänzung des über 20-seitigen internen Gewaltschutzkonzeptes der AWO Weser-Ems. Der darin enthaltene Verhaltenskodex wiederum ist Teil des Arbeitsvertrages, der sicherstellt, dass das Verhalten „von uns allen im Einklang mit den Grundwerten und der Qualitätspolitik der AWO Trialog steht", so Janne Koch.

Wie können Mitarbeitende also (re-)agieren, wenn es zu einer Krise kommt? Dass Kommunikation dabei ein Schlüssel zum Erfolg ist, steht außer Frage. Entsprechend haben die acht Teilnehmenden im Seminar viel Theorie und bedeutende Merksätze erlernt, Fallbeispiele besprochen und auch mal kontrovers diskutiert. Was aber tun, wenn es ganz praktisch wird und man sich körperlich erwehren muss? Auch damit haben sich die AWO Mitarbeitenden intensiv, sprich: physisch, beschäftigt. Dabei handelte es sich um schwierige, aber wohl bekannte Situationen und nicht zuletzt bedrückende Momente, die sich aber allesamt rasch in Erleichterung auflösten. Mann gegen Frau, Klein gegen Groß, Schwer- gegen Federgewicht? Mit Leichtigkeit und der richtig trainierten Technik konnten so Angriffe schnell abgewehrt werden, ohne dabei selbst Aggressor zu werden. Kein Machtkampf, sondern Beruhigung – keine Bestrafung, sondern Entspannung. Zum eigenen, aber eben auch zum Schutz des Gegenübers.

„Sehr motivierte Leute, die mit viel Elan, Spaß und Herzblut bei der Sache sind", so PART-Ausbilder Kai Gold über das AWO Seminar, „aber manchmal kann man Dinge optimieren, gerade mit dem Wissen, was tatsächlich möglich ist." Und Rainer Sablotny (wie Gold Ausbilder und Gesellschafter der PART-Training GmbH) ergänzt: „Hier haben wir sicherlich einige wertvolle Impulse setzen und die Teilnehmenden zu neuen Handlungsweisen befähigen können." Mit Wissen weiser und wirkungsvoller agieren, mit klaren Bewegungen plötzliche Konfusion mindestens mildern können: Die AWO Mitarbeitenden werden so künftig als Trainer*innen multiplikativ in ihre Teams hineinwirken. Mit Sicherheit und gutem Gefühl. Ob dann auch noch mit oder ohne verschriftlichte Denkanmichs in der Hosentasche – das bleibt ganz ihnen überlassen.

Der AWO Bezirksverband Weser-Ems ...
... bietet mit seinen weit über 4100 Mitarbeitenden zwischen Nordsee und Osnabrücker Land soziale Dienstleistungen in über 80 Einrichtungen rund um Pflege, Kinderbetreuung, psychosoziale Teilhabe und Beratung an. Als politischer Verband vertritt dieser die Interessen der Menschen in der Region und setzt sich für eine demokratische und gerechte Gesellschaft ein.

Die Arbeiterwohlfahrt ...
...gehört zu den sechs Spitzenverbänden der Freien Wohlfahrtspflege. Bundesweit wirken in ihr über 300.000 Mitglieder, mehr als 72.000 ehrenamtlich Engagierte und 242.000 hauptamtliche Mitarbeiter*innen, um in unserer Gesellschaft bei der Bewältigung sozialer Probleme und Aufgaben mitzuwirken und den demokratischen, sozialen Rechtsstaat zu verwirklichen.

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