Als Eltern, gerade auch als alleinerziehende Eltern, müssen Sie täglich einen herausfordernden Alltag stemmen. Denn die Erziehung und die Sorge für ihr Baby, Ihr Schulkind oder Ihren Teenager ist eine sehr schöne aber zugleich fordernde Aufgabe. Dabei galt es lange Zeit als ein Tabu, dass Mütter gestresst oder Väter erschöpft waren.
Dies hat sich zum Glück geändert: Es gibt zahlreiche Unterstützungsangebote und Beratungsstellen für Eltern, so etwa die AWO Familienberatungsstellen in Aurich.
Mit diesem Online-Elternratgeber stellen wir Ihnen nützliche Informationen, Tipps und Adressen für konkrete Beratungen zur Verfügung.
Entwicklungsvoraussetzung bei Kindern
Damit sich Kinder gut entwickeln können, müssen Eltern die Grundbedürfnisse ihrer Kinder kennen und sichern.
Bei Kindern ist die Sicherstellung der Grundbedürfnisse Voraussetzung dafür, dass sie sich körperlich, geistig und seelisch gut entwickeln und ihrem Alter und Potenzial entsprechende Fähigkeiten und Fertigkeiten entfalten und ausbauen können. Im Gegensatz zu Erwachsenen benötigen Kinder zur Sicherstellung dieser Grundbedürfnisse allerdings die Unterstützung durch andere.
Kinder, welche Grundbedürfnisse haben sie?
Aus Wissenschaft und Praxis geht hervor, welche Grundbedürfnisse erfüllt sein müssen. Zu den wesentlichen Grundbedürfnissen eines Kindes zählen beständige liebevolle Beziehungen, körperliche Unversehrtheit, Sicherheit und Geborgenheit sowie Möglichkeiten der Regulation. Wichtig ist aber auch, dass sie Erfahrungen machen, die ihrer individuellen Persönlichkeit ebenso wie ihrem jeweiligen Entwicklungsstand angemessen sind. Zugleich brauchen Kinder ihrem Entwicklungsstand entsprechende Grenzen, Strukturen und stabile, unterstützende Gemeinschaften.
Bei der Sicherstellung ihrer Grundbedürfnisse sind Kinder – je nach Alter in unterschiedlichem Maß – von erwachsenen Bezugspersonen abhängig. Nach Brazelton und Greenspan haben Kinder das Bedürfnis nach:
- Beständigen, liebevollen Beziehungen
- Körperliche Unversehrtheit, Sicherheit und Regulation
- Erfahrungen, die auf individuelle Unterschiede zugeschnitten sind
- Entwicklungsgerechten Erfahrungen,
- Grenzen und Strukturen
- Stabilen, unterstützenden Gemeinschaften und kultureller Kontinuität
- Einer sicheren Zukunft für die Menschheit
Beständige liebevolle Beziehung
Damit Kinder Selbstvertrauen aufbauen können, ist eine
beständige liebevolle Beziehung besonders wichtig. Diese vermittelt dem Kind die Fähigkeit zu Vertrauen sowie Empathie zu entwickeln. Zu dem ist das Kind in der Lage eigene Gefühle in Worte zu fassen, über Wünsche nachzudenken und eigenständig Beziehungen zu Gleichaltrigen und zu Erwachsenen aufzunehmen.
Das Kind entwickelt dadurch:
- Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen
- Warmherzigkeit und Mitgefühl
- Fähigkeit zu Lernen, zielgerichtetes Handeln
Unter einer beständigen liebevollen Beziehung verstehen wir:
- Kind im Blick haben
- Tatsächlich da sein, intimer Kontakt
- Unterstützende Aktivitäten
- Stabil bleiben, Ambivalenzen vermeiden
Kind im Blick haben
Wie gelingt es Eltern ihre Kinder gut zu verstehen? Welche Signale des Kindes haben welche Bedeutung? Wie können Eltern auf diese Signale angemessen reagieren? Dass Eltern auf die Gefühle ihres Kindes achten und darauf angemessen reagieren, ist besonders wichtig. So kann das Kind lernen, seine eigenen Gefühle zu regulieren und angemessen auszudrücken.
Sind die Eltern dazu nicht in der Lage, kann es dazu führen, dass Kinder kleine Frustrationen als Katastrophen erleben. Diese Kinder können extrem reagieren etwa mit Wutausbrüchen oder Gewalt.
Stabil bleiben, Ambivalenzen vermeiden
Wenn das eigene Kind bockig ist, geraten viele Eltern an ihre Grenzen. Gerade in Situationen, wo Kinder sich stur und widerspenstig zeigen, ist das stabile Verhalten der Eltern gefragt. Das Kind braucht Eltern, die auch in diesen Situationen zu ihm halten. So testet das Kind, ob die Eltern auch bei ihm bleiben und es aushalten, wenn es mal widerspenstig ist und bockt.
So schwierig es für Eltern ist in diesen Situationen ruhig zu bleiben, so wichtig ist es.
Das Kind testet, ob es die Eltern dauerhaft im Blick haben und ob die Eltern stets auf die gleiche Art reagieren.
Wenn das nicht passiert, reagiert das Kind mit Resignation. In der Folge können Wut, Aggression oder Gewalt entstehen.
Tatsächlich da sein
Für das Kind ist die Verfügbarkeit des Elternteils sehr wichtig. Damit ist sowohl die tatsächliche Präsenz gemeint, als auch die Ansprechbarkeit. Es geht also darum, Zeit miteinander zu verbringen (Beziehungszeit).
Beispiele? Eltern und Kinder wissen dabei sehr gut, was ihnen gemeinsam Freude bereitet. Einige Kinder toben gern andere genießen es gemeinsam zu malen oder zu singen.
Das Kind möchte in seinen Gefühlen und Bedürfnissen respektiert werden und erfahren, dass die Eltern angemessen darauf reagieren.
Für das Kind ist dabei wichtig, dass beide Elternteile gleichermaßen präsent sind, um eine stabile Beziehung zu ihnen aufbauen zu können.
Unterstützende Aktivitäten
Um vom Kind zum selbstbewussten Erwachsenen zu werden, müssen Kinder viele Aufgaben bewältigen und Erfahrungen sammeln. Expert*innen sprechen hier von der Reifung des Kindes. Diese Reifung betrifft unterschiedliche Ebenen - kognitive, emotionale und soziale Ebene.
Kinder lernen durch abschauen und nachahmen. Hierzu dienen in erster Linie die Eltern als Vorbilder. Die Kinder sehen z.B. bei den Eltern, welche Strategien zur Problemlösung oder Konfliktbewältigung diese nutzen. Den Umgang mit Freund*innen und Bekannten schauen sich die Kinder bei den Eltern ab: die Art und Weise, wie die Eltern zu anderen Menschen in Beziehung treten und diese Beziehungen pflegen.
Eltern können ihre Kinder aktiv darin unterstützen, diese Entwicklungsaufgaben zu bewältigen und ihre Kinder zu stärken.
In der Folge können die Kinder zu selbstbewussten, selbstsicheren, verantwortungsbewussten und starken Menschen heranreifen.
Struktur und Regeln
Auf dem Weg zum Erwachsenwerden bewältigen Kinder in unterschiedlichen Lebensphasen Entwicklungsaufgaben, um später ein zufriedenes und sicheres Leben in der Gesellschaft führen zu können. Eine Aufgabe ist es, sich an vorgegebene Regeln zu halten.
Immer da, wo Menschen in einer Beziehung zu einander handeln, sich verhalten und leben, braucht es Regeln und Strukturen. So ähnlich, wie Spielregeln beim Fußballspielen. Dabei ordnen die Spielregeln und Strukturen den Prozess und geben eine Orientierung für das eigene Verhalten.
Eltern bringen Kindern Regeln bei
Eltern sind dafür verantwortlich, ihren Kindern diese Spielregeln des Lebens beizubringen. Es gibt verschiedene Spielregeln:
- strukturelle Regeln
- Beziehungsregeln
- Moralische / ethische Regeln
Damit die Regeln befolgt werden, müssen sich Eltern konsequent verhalten.. Wie etwa der/die Schiedsrichter*in gelbe und rote Karten bei einem Regelverstoß verteilen –so sanktionieren die Eltern die Regelverstöße ihrer Kinder. Nur so lernen sie, sich an Regeln zu halten.
1. Es sollte nicht zu viele Regeln geben. Weniger ist hier mehr. Die Eltern überlegen sich, was wirklich wichtig ist. So können die Kinder die Regeln besser verinnerlichen und versuchen sich daran zu halten.
2. Regeln wachsen mit; kleine Kinder haben andere Regeln als große Kinder. Kleine Kinder brauchen einfache, klare Regeln. Bei großen Kindern können die Regeln komplexer sein und Kausalzusammenhänge aufweisen.
3. Kinder mögen es, in die Regelgestaltung mit einbezogen zu werden. Also Absprachen oder Übereinkünfte treffen. Dabei ist es wichtig, dass die Kinder die Regel verstehen und einen Sinn und Nutzen darin sehen. Es muss sich also für die Kinder „lohnen", sich an eine Regel zu halten.
4. Eine Regel schränkt immer die Freiheit eines Menschen ein und stößt damit sehr oft auf Widerstand. Eine Regel darf daher nicht zur Machtausübung benutzt werden und auf eigene Vorteile bedacht sein.
In einer Ausbildung lernt der Lehrling von seinem Meister oder Altgesellen das Handwerk seiner Zunft. Durch erklärendes Vormachen und kontrolliertes Nachmachen lernt der junge Mensch die unterschiedlichen Methoden.
Kinder lernen ihr Verhalten und Handeln auch durch nachahmen und abgucken. Sie beobachten ihre Eltern und machen es ihnen nach. Eltern dienen als Vorbild für Regelverhalten.
Wir lernen nur durch Fehler. Oder umgekehrt, wer lernt macht Fehler. Kinder werden nicht beim ersten Mal alles richtig machen. Entweder weil sie es noch nicht können, oder weil sie die Konsequenzen noch nicht kennen. Manchmal haben sie auch andere eigene Ziele und Vorteile im Blick. Durch die Unterstützung der Eltern lernen die Kinder, warum es wichtig ist, sich an Regeln zu halten.
Kann das Kind seine eigenen Vorteile genießen, ohne von den Eltern für den Regelverstoß sanktioniert zu werden, lernt es durch den eigenen Erfolg und wird das Verhalten wiederholen.
Zum Regellernen gibt es ein vereinfachtes Modell:
Zeigt das Kind das unerwünschte Verhalten zum ersten Mal, so wird es verwarnt und es wird ihm gezeigt, welches Verhalten gewünscht wird.
Zeigt das Kind das unerwünschte Verhalten zum zweiten Mal, wird es daran erinnert und eine Konsequenz beim erneuten Regelverstoß angedroht.
Zeigt das Kind das unerwünschte Verhalten zum dritten Mal, erfolgt die angedrohte Konsequenz.
Erst einmal, Konsequenzen sind keine Strafen! Eine Konsequenz ist eine Folge auf die vorhergehende Handlung.
Ein Beispiel macht dies deutlich: Wenn es draußen regnet und ich gehe raus, dann werde ich in der Konsequenz nass. Damit ich nicht nass werde, kann ich mir überlegen, wetterfeste Kleindung wie einen Regenmantelanzuziehen oder ich gehe nicht raus.
Es gibt also immer einen Zusammenhang zwischen Handlung und Folge.
Beispiel Fußballspiel:
Das Ziel des Spieles ist festzustellen, wer die bessere Mannschaft ist. Daher zählt das Torschießen. Um das Spiel fair und sportlich auszuführen braucht es Spielregeln. Hält sich ein Spieler nicht an die Regeln, so wird er mit einer gelben Karte verwarnt. Im übertragenen Sinne heißt das soviel wie: „Wir wollen mit Dir spielen, aber du musst fair bleiben". Spielt der Spieler weiterhin unfair, wird er durch die rote Karte vom gemeinsamen Spiel ausgeschlossen.
Was Kinder daraus lernen:
- Antizipieren von Folgen und Konsequenzen
- Abgleich der Vorteile und Nachteile
- Entscheidungen treffen
Bildung sozialer Kompetenzen:
- Zuverlässigkeit
- Verbindlichkeit
- Ehrlichkeit
- Verantwortung übernehmen
Bedürfnis nach körperlicher Unversehrtheit, Sicherheit und Regulation
Sicherung der Grundbedürfnisse
Die Grundbedürfnisse eines jeden Menschen sind ausreichende und ausgewogene Ernährung, ein bewohnbares Obdach und witterungsangemessene Bekleidung. Zudem gehört heute noch eine bedarfsgerechte medizinische Versorgung.
Die Sicherstellung dieser Grundbedürfnisse liegt in der Verantwortung der Eltern. Sie ist für die gesunde Entwicklung des zentralen Nervensystems von elementarer Bedeutung.
Der Konsum von Tabak, Alkohol oder Drogen während der Schwangerschaft und in der Stillzeit schädigen das zentrale Nervensystem des Embryos bzw. des neugeborenen Kindes.
Mögliche Folgen:
- Das Nervensystem des Kindes kann auf elementare Empfindungen wie Berührungen oder Geräusche eine Über- oder Unterreaktion zeigen.
- Es besteht ein erhöhtes Risiko, dass die Verarbeitung akustischer Reize, der Spracherwerb und das visuell-räumliche Denken Schwierigkeiten bereitet.
- Es kann in der Folge zu Problemen mit der motorischen Planung und Sequenzierung kommen
- Es besteht eine Tendenz zu Lernstörungen, zum impulsiven oder antisozialem Verhalten
Es kann zu Schwierigkeiten führen, stabile Beziehungen zu anderen Menschen zu knüpfen und aufrecht zu erhalten. Und das Lesen sozialer Signale kann beeinträchtigt werden.
Auch chaotische Umweltverhältnisse können eine schädigende Wirkung des zentralen Nervensystems beim Neugeborenen und Kleinstkind verursachen. Unter chaotischen Umweltverhältnissen verstehen wir hier einen Mangel an Zuwendung, körperliche oder emotionale Vernachlässigung.
Mögliche Folgen:
- Es kann zu übersensiblen Reaktionen auf Geräusche oder Berührungen kommen
- Die Fähigkeit, Handlungen zu planen und zu sequenzieren kann unzureichend ausgeprägt sein
- Das Kind kann apathisch und lustlos sein, zu einem niedrigen Muskeltonus neigen
- Die kognitiven und sprachlichen Fähigkeiten können unterentwickelt sein
Entwicklungsgerechte Erfahrungen
Heranwachsende Kinder müssen eine Reihe von Entwicklungsaufgaben bewältigen. Auf jeder dieser Stufen erwerben sie Grundbausteine der Intelligenz, Moral, emotionalen Gesundheit und kognitiven Leistungsfähigkeit.
Auf jeder Stufe sind bestimmte Erfahrungen notwendig: Um die Fähigkeit, zu erlangen Beziehungen aufzubauen, brauchen Kinder Eltern, die auf liebevolle, emphatische Weise mit dem Kind interagieren.
Die Fähigkeit, soziale Signale zu lesen, können Eltern stärken, wenn sie sich am interaktiven Spiel und an Verhandlungen beteiligen.
Kreatives und logisches Denken kann sich entfalten, wenn Eltern zum Partner im Phantasiespiel und in Diskussionen und Auseinandersetzungen über Ansichten und Standpunkte werden.
Während das Kind mit den Herausforderungen einer neuen Entwicklungsphase kämpft, benötigt es weiterhin die Interaktionsformen, die sich in den vorhergehenden Phasen herausgebildet haben.
Dabei sind alle Kinder einzigartig und meistern diese Entwicklungsaufgaben in einem sehr unterschiedlichen Tempo. Eltern sollten geduldig sein. Der Versuch, das Kind anzutreiben, kann die Entwicklung eher hemmen. Motorische, kognitive, sprachliche, emotionale und soziale Fähigkeiten entwickeln sich bei jedem Kind unterschiedlich schnell.
Stufen der Entwicklung
Welche Stufen der Entwicklung bei Kindern gibt es eigentlich? Und was ist, wenn sich mein Kind irgendwie anders Verhält? Im Folgenden erfahren Sie, wie eine gelingende Entwicklung verlaufen kann. Wenn Sie bei Ihrem Kind Unregelmäßigkeiten feststellen, wenden Sie sich bitte an unsere Beratungsstelle. Ob es sich dann um Auffälligkeiten handelt, werden wir in einem gemeinsamen Gespräch klären.
Innere Sicherheit und die Fähigkeit, zu sehen, zu hören und sich zu konzentrieren
In dieser Entwicklungsstufe lernt das Kind ruhig und kontrolliert zu bleiben und sich gleichzeitig auf das Geschehen in der Umgebung zu konzentrieren und an ihm teilzunehmen. Das bedeutet zum Beispiel, Menschen, Gegenstände, visuelle Eindrücke, Geräusche, Gerüche oder Bewegungen interessiert und aufmerksam zu folgen. Diese Entwicklungsstufe schließen Kinder in der Regel in den ersten drei bis vier Monaten ab.
Beziehungsaufnahme: die Fähigkeit, sich anderen nahe und verbunden zu fühlen
Die innere Sicherheit, die es dem Kind ermöglicht, aufmerksam zu sein, vermittelt ihm auch die Fähigkeit, warmherzige, vertrauensvolle Beziehungen zu Erwachsenen und zu Gleichaltrigen zu knüpfen.
Hier werden Einsichten, Intuitionen und Grundsätze verankert, die weitgehend aus den Erfahrungen, die sie in den Beziehungen machen resultieren.
Diese Entwicklungsstufe schließen die Kinder in der Regel im vierten bis sechsten Monat ab.
Zielgerichtete wechselseitige Kommunikation ohne Worte
Die dritte Grundfähigkeit baut auf die ersten beiden auf. Man/frau muss imstande sein, auf Menschen einzugehen und Beziehungen zu knüpfen, um miteinander zu kommunizieren.. Kinder lernen früh, Signale zu verwenden und zu lesen, die nicht durch Worte vermittelt werden, sondern durch Verhalten, Mimik, Gestik usw. . Die kindliche Kommunikationsfähigkeit taucht im Alter zwischen dem sechsten und achtzehnten Monat nach und nach auf.
Problemlösung und Entwicklung des Selbstgefühls
In dieser Phase lernen Kleinkinder, wie die Welt „funktioniert". Sie können nun Muster erkennen und sich diese bei der Lösung von Problemen zunutze machen. Sie beobachten die Verhaltensweisen der Eltern und begreifen, wie sie erfolgreich sein können und gewünschte Reaktionen der Eltern veranlassen. Diese Phase bezieht sich auf das Alter vom vierzehnten bis achtzehnten Lebensmonat. Die Kinder entwickeln hier ein Gefühl für sich selbst als Person.
Emotionale Konzepte
Im nächsten Schritt lernen Kinder, mentale Bilder oder Vorstellungen zu entwickeln – innere Konzepte von Wünschen, Bedürfnissen und Gefühlen.
Sie beginnen, Aktionen (Treten oder Schlagen) durch einen Gedanken oder eine Vorstellung („Ich bin wütend") zu ersetzen. Sie nehmen nicht nur das Gefühl wahr, sondern auch eine innere Vorstellung dieses Gefühls, das sie verbalisieren können.
Kinder, die ihre Absichten und Gefühle nicht identifizieren können und das Leben nur agierend verstehen und bewältigen, neigen verstärkt dazu, sich in schwierigen Situationen aggressiv zu verhalten.
Emotionales Denken
Die Fähigkeit, die das Kind auf der nächsten Stufe erwirbt, geht über die bloße Benennung eines Gefühls hinaus- es lernt, mit dem inneren Konzept zu denken. Im Alter zwischen zweieinhalb und dreieinhalb Jahren benutzen Kinder ihre emotionalen Konzepte, um Verbindungen zwischen unterschiedlichen Kategorien von Vorstellungen und Gefühlen herzustellen. „ Ich bin heute wütend, weil du nicht kommst und mit mir spielst" Das Kind verknüpft Situationen mit Gefühlen, eine Art logisches Denken. Das spätere abstrakte und logische Denken, baut auf diesem fundamentalen Begriff von Ursache und Wirkung auf.
Das spätere Schulkind kann dann begreifen, dass jede Aktion Konsequenzen haben kann – das heißt, sie müssen sich vorstellen können, welche späteren Folgen ihre augenblicklichen Verhaltensweisen für sie haben werden. Kinder müssen Frustrationen tolerieren, sich hartnäckig um die Lösung von Problemen bemühen und Erfolge antizipieren können.
Trianguläres Denken, die Phase der Phantasie und der Omnipotenz
Im Kindergartenalter und in den ersten Grundschuljahren entwickeln Kinder ihre Fähigkeiten, Beziehungen zu knüpfen, zu kommunizieren, innere Konzepte zu bilden und zu denken, weiter.
Die Kinder stellen im Alter von viereinhalb bis sieben Jahren ihre emotionale Stabilität her. So können auch kompliziertere Gefühle durchgearbeitet werden. Bei einer guten Entwicklung, erwerben Kinder in dieser Phase verschiedene Fähigkeiten: Ihr Realitätssinn gewinnt an Zuverlässigkeit, sie können kompliziertere Beziehungen begreifen. Sie erwerben die Fähigkeit, Schuldgefühle und Empathie zu empfinden. Die Bandbreite der Gefühle vergrößert sich mit Themen wie Abhängigkeit, Rivalität, Wut und Liebe.
Das Alter der Peers, die Gruppe als Verhandlungsforum
Im siebten und achten Lebensjahr erweitert sich der kindliche Horizont. Die Familie als Lebensmittelpunkt verliert an Bedeutung und sie begeben sich in die komplexe Welt ihrer gleichaltrigen Freund*innen.
Neue Maßstäbe werden durch die Gleichaltrigen gesetzt über sportliche Fähigkeiten, Beliebtheit, Aussehen, Intelligenz oder Kleidung. Kindern tut es gut, sich als Mitglied einer Gruppe fühlen zu können. Und sie lernen mit Gruppendynamiken umzugehen, sich in Konflikten auseinanderzusetzen, Beziehungen zu knüpfen, zu halten und zu beenden.
Die Fähigkeit, gruppendynamische Prozesse zu diagnostizieren, hilft Kindern, kognitive und soziale Fertigkeiten zu entwickeln.
Das Selbstgefühl
Im Alter von zehn bis zwölf Jahren beginnen Kinder, ein konstanteres Gefühl für die eigene Persönlichkeit zu entwickeln. Es entsteht ein Selbstbild, dem eigene Ziele, Wertvorstellungen und Haltungen zugrunde liegen. Das Kind unterscheidet zwischen der es umgebenden Realität (Schule, Familie, Peergruppe) und der inneren Realität.